Ausstattung

Der Innenraum des Domes wurde in der Barockzeit nur unwesentlich umgestaltet, Hochaltar und mehrere Seitenaltäre wurden eingebaut, die Bausubstanz wurde aber im Wesentlichen nicht angetastet. Auch die Umgestaltungen des 19. Jahrhunderts blieben sehr zurückhaltend: Die Ausmalung wurde entfernt, sodass sich der Dom jetzt mit sichtbarer Steinoberfläche präsentiert, Altäre und einige im Mittelalter unvollendete Teile wurden ergänzt. Der Dom blieb damit auch im 19. und 20. Jahrhundert ein Denkmal, zu dem jede Epoche beigetragen hat, und an dem die Geschichte der Stadt ablesbar ist.

Domkanzel
Die Kanzel ist wohl das bekannteste Kunstwerk im Dom. Üblicherweise wird sie Meister Anton Pilgram zugeschrieben,diese Zuschreibung ist aber nicht gesichert, neuere Forschungen sehen die Kanzel in der unmittelbaren Nachfolge Niclas Gerhaerts von Leyden aus der Zeit um 1480. Das Portrait des jungen Mannes am Fuß der Kanzel, der aus dem Fenster schaut, der volkstümliche “Fenstergucker”, wird für ein Selbstporträt Anton Pilgrams gehalten, die Ähnlichkeit mit anderen Abbildungen Pilgrams ist aber gering. Der reich gegliederte Kanzelfuß ist mit vielen kleinen Heiligenfiguren besetzt, an der Brüstung in vier Reliefs die Köpfe der lateinischen Kirchenväter Gregor, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius, die auch die vier Temperamente darstellen sollen (Phlegmatiker, Choleriker, Melancholiker und Sanguiniker). Bemerkenswert ist der Aufgang mit dem zierlichen Maßwerk. Am Geländer Lurche und Eidechsen, die den Kampf zwischen Gut und Böse symbolisieren. Am Ende dieser Reihe sorgt ein kleiner Wachhund dafür, dass nichts Übles zum Ort der Verkündigung gelangen kann. Er ist auch ein Zeichen für alle Gläubigen, der Sünde mit Wachsamkeit zu begegnen.

Orgelfuß
An der Nordseite des Langhauses findet man eine kunstvolle Kleinarchitektur, die ursprünglich eine Orgel trug. Der Orgelfuß verdeutlicht auch, wie die mittelalterlichen Steinmetze konstruierten: Mit dem Zirkel wurden vielfach verschlungene Kreisabschnitte gezeichnet, aus diesen Schlingen eine dreidimensionale Architektur gebaut, die sich trichterförmig aus einem Punkt entwickelt, der Basis und Zentrum zugleich ist. An diesem Punkt befindet sich das Selbstportrait des Bildhauers und Dombaumeisters. In seinen Händen hält er das Werkzeug des Entwerfers: Zirkel und Winkel, das Haupt wie unter der Last der Verantwortung gebeugt.

Dieses Kunstwerk entstand kurz vor Auflösung der mittelalterlichen Dombauhütte, es steht an der Wende zwischen Mittelalter und Neuzeit und verdeutlicht das definitive Ende der Anonymität des Künstlers, der sich hier dreifach verewigt hat: Im Portrait, in seinem Meisterzeichen, das in der Architektur integriert ist, und an der Wand mit seinem (abgekürzten) Namen mit Jahreszahl Meister Anton Pilgram 1513. In diesem Bereich finden sich auch Reste der damaligen Wandbemalung: Große graue Quader mit Schattenfugenmalerei.

Hochaltar
Der Hochaltar wurde 1647 fertiggestellt. Bischof Philipp Breuner beauftragte Jakob und Tobias Pock aus Konstanz mit dem Werk. Im Hauptbild ist die Steinigung des Hl. Stephanus dargestellt, wobei dieser einen ebenfalls von Bischof Breuner gestifteten Ornat trägt (dieses Meßgewand wird heute noch am Stephanitag vom Erzbischof getragen). Den figürlichen Rahmen bilden die österreichischen Landespatrone Leopold und Florian sowie die Pestpatrone Sebastian und Rochus, die erst nach der Pest von 1645 in das Programm aufgenommen wurden.

Dienstbotenmadonna
Von den zahlreichen Skulpturen des Domes ist die “Dienstbotenmadonna” die bekannteste, älteste und wohl schönste: Von einem französischen oder rheinländischen Künstler um 1300 geschaffen. Nach der Legende aus dem 17. Jahrhundert, die den Namen erklären möchte, war sie in einem Privathaushalt aufgestellt und hat die Unschuld einer Magd, die des Diebstahls beschuldigt worden war, erwiesen. Die Kostbarkeit und Größe der Skulptur sprechen aber für höfische oder kirchliche Herkunft. Sie wahr wohl immer im Dom aufgestellt, wobei der ursprüngliche Ort sich nicht mehr klären läßt, da sie älter als Chor und Langhaus ist.

Rudolfsgrab
Die vierte Darstellung Rudolfs IV. (1339-65) und seiner Frau im Dom befindet sich auf dem Grabmal der beiden. Ursprünglich in der Mitte des Chores aufgestellt, wurde es im 15. Jahrhundert an die jetzige Stelle zwischen die Pfeiler des Frauenchores versetzt.

Der Unterbau wird von Nischen gegliedert, in denen ursprünglich Skulpturen von Professoren aufgestellt waren, die aber im 18. Jahrhundert verloren gingen (die Universität Wien, die älteste deutschsprachige Universität, ist eine Gründung Rudolfs). Er trägt eine rot-“Marmor”-Platte, um deren Rand ein Text in der Geheimschrift, die Rudolf entwickelt hat, läuft. Auf der Platte liegen lose die Figuren der beiden Bestatteten, in prunkvollen Gewändern, die ursprünglich mit Edelsteinimmitationen (aus Email und Halbedelsteinen) geschmückt waren.

Die Schlankheit der Figuren ist hier wieder (wie am Singertor) übersteigert, die Figuren scheinen mehr von den Kleidern gehalten zu werden, als umgekehrt, der elegante S-Schwung und die kostbare feine Ausarbeitung betonen die fürstliche Repräsentation eines jungen, tatkräftigen und ehrgeizigen, früh verstorbenen Herrschers.

Friedrichsgrab
Als jüngeres Pendant zum Rudolfsgrab, ist das Grab Kaiser Friedrichs III. (1415-93) im gegenüberliegenden Chorschluss aufgestellt. Im Aufbau ist das Vorbild noch erkennbar: Die Liegefigur des Bestatteten wird von einer mit Nischen gegliederten Architektur getragen. Umgeben ist das Grab selbst von einer Bogenarchitektur, die ein Umschreiten des Grabmals ermöglicht. Der Sockel ist mit symbolischen Darstellungen, Totenköpfen, Schlangen, Vögeln und ähnlichem besetzt. Am Grabaufbau selbst sind Reliefs mit Stiftungen des Kaisers dargestellt (darunter mehrere Klöster und Bruderschaften in Wiener Neustadt und Graz, sowie das Bistum Laibach), dazwischen kleine Heiligenfiguren: Apostel und von Friedrich besonders verehrte Heilige. Am Gesims Darstellungen von trauernden, die Einsegnung vorbereitenden Mönchen. In der Architektur versteckt sind immer wieder symbolische Darstellungen von Tieren (z.B. Eule und Hund für Klugheit und Treue).

Über diesem detailreichen Aufbau erhebt sich monumental die eigentliche Grabplatte, die seit der Bestattung Friedrichs 1513 nicht mehr gehoben wurde. An den Seitenflächen sind die Wappen aller von Friedrich beherrschten Länder wiedergegeben, an der Oberseite das tief eingeschnittene Relief des Kaisers in Herrscherkleidung. Im Gegensatz zum Rudolfsgrab ist die Darstellung – bei allem Prunk – nicht idealisierend, sondern geprägt von detailgetreuem, fast übersteigertem Realismus, etwa an der Ausarbeitung der Sehnen und Adern an der welken Hand des alten Mannes. Das Nebeneinander von Repräsentation irdischer Macht und Pracht, aber auch ihrer Vergänglichkeit ist bemerkenswert.

Begonnen wurde das Grabmal von Niclas Gerhaert van Leyden (ca.1425-1473), der von Friedrich aus Straßburg 1467 nach Österreich berufen worden war. Er konnte dieses Werk nicht mehr vollenden, seine Kunst und sein Einfluss auf die spätgotische Skulptur sind dennoch von höchster Bedeutung.